Wie verhandeln wir berufliche ‚Knicks‘ im Lebenslauf?

Frage eines Lesers an die Redaktion der Wirtschaftswoche: Er war in die Geschäftsführung eines Unternehmens eingestiegen. Dann kam es jedoch zum Konflikt und man geht nun getrennte Wege. Wie erklärt man einen solchen Knick im Lebenslauf?
Hier ist meine Antwort darauf:

Fluktuationen im Berufsleben sind heutzutage ja völlig üblich. Das gilt sowohl für Positions-, Unternehmens-, als auch für Branchenwechsel. Die wenigsten Arbeitnehmer*innen arbeiten noch jahrzehntelang in einem Unternehmen. Von daher: haben Sie keine Angst vor sogenannten ‚Knicks‘ im Lebenslauf. Es sind einfach Veränderungen, die meistens eine gute Begründung haben. Sonst hätten Sie sie nicht vorgenommen. Es zählt also zunächst Ihre eigene positive Einstellung dazu. Konflikte sind ja auch Gelegenheiten etwas zu lernen. Reflektieren Sie: Was haben Sie aus diesem Konflikt über Ihre Werte, Interessen und Grenzen erfahren?

Wichtig ist: Der Konflikt selbst und damit einhergehende Details gehen Externe nichts an! Lassen Sie sich niemals dazu verleiten, Details darüber zukünftigen Arbeitgeber*innen mitzuteilen – zum Beispiel in Bewerbungsgesprächen. Bewahren Sie höchste Diskretion! Werden Sie danach gefragt, reicht ein allgemeiner Satz wie: „Wir haben uns in beiderseitigem Einvernehmen getrennt.“ völlig aus. Am besten gefolgt von einer positiven Aussage über etwas, das Ihnen wichtig ist, beispielsweise: „Ich habe in der Zeit gelernt, dass eine gute Teamkultur die Grundlage für effiziente Zusammenarbeit ist“, oder: „…dass eine gut abgestimmte Kommunikation der Schlüssel zum erfolgreichen Projektmanagements ist.“

Solche Sätze deuten dezent an, dass es einen irgendwie gearteten Konflikt gab, und er erklärt zugleich auch Ihre gegebenenfalls kurze Verweildauer in dem Unternehmen. Wenn dieser Beschäftigungszeitraum tatsächlich sehr kurz war – zum Beispiel nur zwei oder drei Monate ausmachte – können Sie überlegen, ob Sie dieses Arbeitsverhältnis im Lebenslauf unbenannt lassen und stattdessen den Zeitraum allgemeiner als „berufliche Neu-Orientierung“ deklarieren. In Bewerbungsgesprächen mit neuen Arbeitgeber*innen können Sie dann diese berufliche Phase und Ihr Learning daraus nach Belieben genauer ausführen.